Einberufung-der erste Tag in der Kaserne und dann ging es immer weiter- Die Geschichte eines Erfurter Wehrdienstleistenden

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23.03.2024 13:43 (zuletzt bearbeitet: 25.03.2024 11:20)
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33

Zockerabend auf der Batterie bei den Kapos


Eines Samstags abends, die Kapos hatten sich Schluck besorgt und waren beim Kartenspielen.
Die Stube war total vollgequalmt man bekam kaum noch Luft. Gespielt wurde immer um
Geld natürlich spielte mein Spieß mit..



Da ich ja nicht Bäßis Amme war, sondern sein Schreiber, nahm ich an diesen Qualmveranstaltungen als eingefleischter Nichtraucher nicht teil. Ich war auf Stube 223, lag auf meinem Bett und las ein Buch. „Roots“, ein Buch über die Sklaverei, das hatte ein Kamerad mitgebracht, es stammte nicht aus den Beständen der NVA Biblo. Harfe hatte es sich ebenfalls auf dem Bett bequem gemacht, Rinck war nicht da und die anderen drei saßen am Tisch und spielten ebenfalls Skat. Das Politradio aus der Spießfeldkiste dudelte Musik, ein harmonisches Bild wie es das nicht oft gab.

Irgendwann nach 23:00 kam Kapo Bänig, der sich nicht so die Kante gab und mit Bäßi auch befreundet war zu mir auf die Stube, Obsti komm mal mit, dein Spieß ist total voll und verzockt seine ganze Kohle im Suff.



Der ist doch schon groß war meine erste Reaktion, gut ich wusste aber auch das Bäßi nicht viel brauchte und er dann schnell den Überblick verlor. Also zog ich mir meine Trainingshose wieder an und bin mit Bänig zu den Kapo quartieren am Ende der anderen Flurseite gegangen. Man konnte die Schluckspechte schon vom weitem hören und auch riechen. Ein Qualm in der Bude, nicht zum Aushalten. Bäßi schön voll, Bäßi fiel fast vom Hocker. Seine Kohle lag schon unten!



Die anderen sahen auch nicht besser aus, er stierte auf die Karten und die Kohle die auf dem Tisch lag, dachte ich erst. In Wirklichkeit war der schon irgendwie Scheintod.

Es hört sich jetzt bestimmt etwas komisch an, aber der Soldat Obsti seines Seins Spießschreiber, beendete einfach die Sauferei indem er erst mal die ganzen Scheine die auf dem Tisch lagen einsackte, dann Bäßi unterharkte, Bänig half mir dabei wir wollten ihn in sein Bett verfrachtete. Erst sträubte er sich und so wie er war, in halber FDU haben wir ihn dann in sein Bett verfrachtet.


Die anderen Kapos machten nun zum Teil Rabatz weil sie die Scheine wiederhaben wollten. Morgen früh klären wir das sagte ich und lies sie stehen. Scheiße dachte ich noch so bei mir,
jetzt haste dich ganz schön weit aus dem Fenster gelehnt, das waren immerhin alles Unteroffiziere, aber egal, von denen war einer voller als der andere. Komischerweise blieben die auch alle soweit ruhig. Sie soffen dann noch die Reste aus und die meisten gingen ins Bett.

Bis auf Kapo Mehrens, ein Magdeburger Junge, der meinte nun noch mal richtig Rabatz machen zu müssen, er wollte nun Alarm auslösen und Maskenball spielen, waren die anderen „vernünftig“ oder auch einfach nur zu Voll um aus der Rolle zu fallen. Mehrens fing nun an auf dem Flur herumzubrüllen, alles amüsierte sich. Konnte er sich doch kaum auf den Beinen halten. UvD war zu unser aller Glück Uffz. Bangner, er versuchte nun den Trunkenbold zur Räson zu bringen, aber gutes Reden half nichts. Also haben wir (Bangner und ich) ihn
geschnappt, die anderen Soldaten hätten sich nicht getraut, der würde ja auch mal wieder nüchtern werden dachten die sicherlich. Wir haben ihn unter Versprechung einer Flasche Bier auf seine Stube geschleppt.

Zum Glück hatten die Kapos keine Doppelstockbetten und so deponierten wir ihn so wie er war auf seinem Bett. Er nörgelte nach dem Bier und wollte schon wieder aus dem Bett krauchen. Uwe halte ihn fest dort, ich hole ein Bier. Also bin ich fix in die Spießbude und habe von Bäßis Reserve eine Flasche Rex Bier geholt. Als ich zurückkam, lag Mehrens auf seinem Bett und schnarchte. Uffz. Bangner, sagte Danke für deine Unterstützung, ich darauf, ist schon gut. Das war das erste Mal das mal jemand Danke gesagt hatte. Während ich das Bier trank, Bangner der ja UvD war trank nichts, unterhielten wir uns noch ein bisschen. Das hätte sich kein anderer Soldat getraut sagte er zu mir, kein Kunststück, an mir kann er sich auch nicht auslassen, meine Antwort. Danach ging auch ich zu Bett, für den Rest der Nacht war dann auch Ruhe. Das böse Erwachen kam für einige erst am Sonntagmorgen.


Am nächsten Morgen, ein Sonntag, lagen einige mit Brummschädel in oder auf ihren Betten.



Bäßi sah aus wie von den toten erwacht, so fühlte er sich auch. An Arbeiten oder Dienst war nicht zu denken, zum Glück war kein Alarm oder so was.
Er schlief bis Mittag, er nicht nur allein und dann war er auch zu nichts richtigen zu gebrauchen. Er murmelte zu mir sogar sowas wie Danke, danke auch das ich noch etwas Kohle habe.

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23.03.2024 15:01
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#102
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Zitat von 0bstihj im Beitrag #96
Kurzes Baustellenhalt beim Erzählen, Computerproblem , der Computer oder der der davor sitzt?


Baustelle aufgehoben
, technisches Problem mit Verursacher(der davor sitzt)beteiligung!

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24.03.2024 10:34 (zuletzt bearbeitet: 24.03.2024 10:39)
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#103
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34

Koppelsegen am Morgen vertreibt…..


Eigentlich war auch am Sonntag das Aufstehen angesagt, 07:00, das kontrollierte aber keiner so genau. Nicht so an diesem Sonntag. Stabsoberfähnrich Schulze (leider schon Tod) genannt auch Stiefel, sonst als operativer Offizier beim Stabschef eingesetzt, hatte Abteilungskontrolldienst.

Er hatte eine Angewohnheit die eigentlich völlig NVA untypisch war, er schlug zu, zwar im Spaß, aber auch das konnte schon mal ordentlich ziepen. Seine Methode, er ging von Zimmer zu Zimmer, von Etage zu Etage und wen er schlafend im Bett antraf, der bekam eine mit seinen Koppel übergezogen. Am meisten hatte er Spaß daran wenn jemand bäuchlings im Bett lag, der bekam dass Koppel über beide Hinterbacken gezogen, das klatschte so schön. Das sprach sich rum, ruck-zuck waren alle aus den Betten. Nie kam einer auf die Idee sich darüber zu beschweren. Damals lernte ich Stiefel gerade kennen, ein wirklich feiner Kerl und später auch guter Freund über die Zeit der Armeezeit hinaus. Nach und nach entwickelte sich eine besondere Beziehung die dann später wie gesagt zur Freundschaft wurde. Gern kam er zu uns auf die Spießbude zum quatschen und ein Kaffee war auch immer drin. Etwas später fragte er mich mal ob ich Lust hätte in den Stab zu wechseln, er wäre dann mein direkter Chef gewesen, ich wollte lieber auf der Batterie bleiben nicht so nah an den Großgepickelten im Stab, mir fielen da auch die Worte von meinem Klassenkammerdaden Heiner ein, der vor mir in Lehnitz war, nimm dich in Acht vor „Apollo“, so haben wir es dann auch gehalten.

Im Stab hatte er auch viel an Bürokratie zu erledigen, Karten wurden gezeichnet, Befehle für Ausbildung und Übungen der IV.AA erarbeitet und vieles mehr. Einige Sachen waren auch VS, dennoch half ich nach Dienstschluss Stiefel oft bei der Erledigung seiner Aufgaben an der Schreibmaschine. Das war interessant und die Zeit verging auch schneller. Stiefel brachte dann auch immer in seiner Aktentasche für jeden von uns 2 Flaschen Bier mit. Hatte er Sonntagsdienst wurde bei uns in der Spießbude gefrühstückt und danach das Bierchen geschlürft. Schnaps war da eigentlich nicht so unser Ding.

Der erste Ausflug auf den TÜP Klietz Ende Juni Anfang Juli 1981

An einem Montagmorgen besprach sich der BC mit seinem BO, den ZF, das Thema,
Gefechtsnahe Ausbildung auf dem Truppenübungsplatz Klietz. Das hieß also im Klartext in den nächsten Tagen bestand allen neueingezogenen der erste scharfe Schuss mit der Haubitze bevor. Nun sollte sich zeigen was man bis dahin gelernt oder auch nicht gelernt hatte.

Die Batterie bereitete sich auf die Übung vor, alle Ausrüstungsgegenstände wurden nochmals auf Vorhandensein und Einsatzbereitschaft geprüft. Die Fahrzeuge wurden zum wiederholtem mal einem Technikcheck unterzogen, schließlich sollte ja alles gut klappen und eine schlechte Note wollte sich von den verantwortlichen Offizieren auch keiner einfahren.

Für die Schreibstube hieß das Listen vorbereiten, Stärken melden, Sonderverpflegung bestellen, den Spießural auf Vordermann bringen und zusätzliche Dinge wie Decken, Schaufeln, Spaten, Äxte usw. zu verladen. Die sich auf dem Uri befindlichen Thermophore für die Essensaufnahme wurde nochmals gereinigt und dann galt es das Gepäck der Offiziere
zu verladen. Teil 1+2 der Soldaten wurden durch diese selbst auf dem jeweiligen Fahrzeug transportiert.

Am Nachmittag dann ging der BO mit mir zur Schwante (Küche), dort besuchten wir Detlef Koch/Furier, der auch Thüringer war. Der Leutnant kannte ihn gut. Nun wurde abgesprochen was ich am Abend abholen sollte, kein Problem meinte der Küchenbulle, den Preis kennste ja sagte er zum Leutnant und schon zogen wir wieder davon in Richtung Batterie davon

Hier angekommen sagte der BO zu mir, greife dir mal das Dienstbuch, wir gehen in den Med. Punkt. Wie gefordert habe ich das Buch geholt und mich beim UvD am Schreibtisch positioniert um auf den Leutnant zu warten. Er kam dann aus seinem Dienstzimmer, der UvD sprang auf, nahm Haltung an, ich erhob mich und wir marschierten in den Med. Punkt. Der Herr über alle Kranken dort war ein Leutnant Dr. Braf, die beiden kannten sich von der Offiziershochschule her, man begrüßte sich freundlich. Kaffee fragte der Med. Leutnant, klar antwortete ihm unser BO. Wir bekamen jeder einen Kaffee, das Krankenhaus schmeckte man dabei etwas heraus, auch wenn man da gar nicht lag, vielleicht war es auch nur Einbildung.

Was führt dich zu mir, wollte Leutnant Braf wissen, du weißt, wir fahren zur Regimentsübung nach Klietz, mir fehlen Leute, die Fußkranken musste wieder rausrücken, erklärte unser BO dem Doc. Dann gingen sie die Krankenakten eines jeden hier liegenden Batterieangehörigen durch. Die meisten waren Zwischenhunde (2.DHJ) und EK. Das wurde immer akut wenn es hieß, es geht ins Feldlager, dann versuchten einige ganz schlaue sich über den Medpunkt der Übung zu entziehen. Das sollte ich noch mehrmals miterleben. Ein Soldat des ersten DHJ war auch unter den kranken die im Medpunkt lagen. Der blieb auch dort. Von den anderen 6 Mann die sich abgeseilt hatten, waren am nächsten Morgen nach der Visite alle wie durch Wunder oder Schnellheilung wieder unter uns. Der Zapfen den sie vor sich hertrugen war schon gewaltig, die Witzeleien und der Spott der anderen waren nicht zu überhören. Schadenfreude halt!

Am Abend schlich im mich dann zum Seiteneingang der Schwante, Detlef erwartete mich schon. Neben ihm am Boden standen drei Teile 1



Taschen, proper gepackt.
Die Bezahlung in Form einer Ausgangskarte mit Standortsüberschreitung und ein Scheinchen für einen VKU wechselten die Besitzer. So war uns allen geholfen, Detlef hatte Aussicht auf Freizeit und wir genug ordentliche Verpflegung für das Feldlager. Die Taschen waren mit Butter, Käse und Würsten gefüllt. Obst war auch dabei, sogar was zum Naschen. Saure Drops waren immer beliebt. Die Teile, zwei davon wurden auf den Spießural verladen und eins kam gleich auf unseren Mannschaftsural. Damit war die Verpflegung abgesichert.

Während Übungen war mein Platz beim 4. Geschütz, also bei der Geschützbedienung. Mein Job dort in der Regel K1 oder K2. Personalknappheit war damals auch schon an der Tagesordnung. Aus der Erzählung der dienstälteren Kameraden hatten wir ja schon einiges über Klietz gehört, dennoch war auch ich gespannt was uns da erwarten würde. Immerhin war das mein erster Ausflug dorthin. Soweit wir gehört hatten, schlafen die Bedienungen mit dem GF in Mannschaftszelten und die Sterneträger in einem Waggondorf. Dabei soll es sich um abgestellte ehemalige Waggons handeln die zu einer langen Straße beiderseitig aufgestellt wurden. Die Anspannung vor diesem Großereignis war allen anzumerken, auch der Obrigkeit.

Auf nach Klietz

So eine Übung hatte ja immer etwas Besonderes und sie begann immer mit einer Gefechtsalarmierung. Das heißt, meist in den Morgenstunden ging dann diese hässliche Tröde los. Ein Ton den man auch nicht vergessen tut. So auch in dieser Nacht gegen 03:00 Uhr ging das ganze los. Der UvD brüllte auf dem Flur Gefechtsalarm, riss alle Türen zu den Stuben auf und jagte alle aus den Betten. Nun hieß sich bei Dunkelheit anzuziehen und sein ganzes Gerödel zu schnappen welches nun es galt mitzuschleppen.

Da ich ja bereits wusste dass es in der Nacht losgehen würde, hatte ich meine Vorbereitungen entsprechend getroffen. Die Wasserflasche mit Tee aufgefüllt, die Ausrüstungsgegenstände bereitgelegt und die FDU Hose vorsorglich gleich angelassen. Das half dann die Zeit zu haben und nicht alles überstürzt erledigen zu müssen. Die Kameraden die meine Vorbereitung zur Kenntnis nahmen, hatten ebenfalls ihre Vorbereitungen getroffen. Sicher hat man das auch auf die restlichen Stuben übertragen. Von mir musste da kein Wort gesagt werden.

Nun ging es in Windeseile zur Waffenkammer, hier bekam jeder seine MPi und was so noch zum Gefecht gehörte. Zu meiner Standartbewaffnung gehörte am Anfang die Kalaschnikow sowie ein RPG 6 (Rückstoßfreies Panzergeschütz?) mit diesen beiden Stahlteilen und dem restlichen Gerödel, Teil 1, Vollschutzanzug (Jumbo), Gasmaske, Feldspaten und Trinkflasche behangen ging es nun vor die Abteilung. Dort wurde kurz Aufstellung genommen, die Anwesenheit abgeglichen und dann marschierten wir „scheppernd“ zum Gefechtspark um auf die jeweiligen Fahrzeuge aufzusitzen. In meinem Fall ein Ural 375D. Das ganze wurde vom UVD aus Westberlin(WB) aus der Luft beobachtet. UvD aus WB war ein Kleinflugzeug der alliierten Streitkräfte der Westsektoren. Die hatten das Recht das Gebiet zu überfliegen. Komischerweise wusste die immer wann in Lehnitz Alarm war.

Auf dem Ural befanden sich auch die Kisten mit der Munition für die Haubitze, die Tarnnetze sowie die Stangen für die Tarnnetze, recht wenig Platz für uns 4 Soldaten. Wir machten es uns soweit es ging auf den Tarnnetzsäcken „gemütlich“. Dann kam der Befehl Motoren an, jetzt schüttelte sich der Ural und mit lautem Aufheulen des Motors sprang er an. Vorn in der Fahrerkabine saßen der Militärkraftfahrer (MKF) und der Geschützführer (GF)(Unteroffizier/Kapo). Der Kapo machte die runde Dachluke auf und schwang seinen Hintern durch diese auf das Dach. Vor allen kleinere Kapos machten das so, die größeren konnten auf dem Sitz stehen und schauten dennoch oben heraus. Wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe waren die Kapos mit einer gelben und roten Signalflagge ausgestattet.

Irgendwann fuhren die Fahrzeuge vom Stellplatz los und formierten sich zu einer Marschkolonne. Dann ging es los, Fahrzeug um Fahrzeug verließ das Objekt, die Straße in Richtung Oranienburg war komplett von den Fahrzeugen des AR-1 eingenommen. Regulierungsposten übernahmen die Sicherheit und räumten der Kolonne freie Fahrt ein. Die Kolonne bestand hauptsächlich aus Uralgespannen (Ural+Haubitze), SPWs, Werkstattwagen, Feldküche, Sanitätsfahrzeugen und UAZ Jeeps. Die Fahrt ging am Schloss Oranienburg vorbei in Richtung Nauen über die Dörfer. Das nächste größere Ziel war die Stadt Rathenow, damals mit dem Beinamen „Stadt der Brillen“ versehen. Die Kolonne schlich so dahin, öfters wurde auch Seitenwege oder LPG Straßen genutzt. Die Zeit spielte anscheinend keine Rolle.
Tagsüber zogen wir in irgendwelche Bereitstellungsräume im Wald um möglichst nicht sichtbar zu sein. Dann hatten wir etwas Ruhe, außer Wache schieben war ja nicht viel zu tun. Irgendwann gegen 10:00 gab es dann Frühstück. Wir konnten Tee holen, zu Essen gab es Brot und Wurstkonserven. Damit hatte ich zum Glück kein Problem. Zum einem
brauchte ich nicht soviel Essen und zum anderem hatte ich ja ausreichend Verpflegung aus der Schwante gebunkert. Ein Teil (Einstrich-Keinstrichtasche) voll befand sich auf unserem Ural, zwei weitere auf dem Spießural. Hungern mussten wir also erst mal nicht.

Am Abend, mit Einbruch der Dunkelheit, ging es nun weiter in Richtung TÜP Klietz. Vom Prinzip waren es 130 Km. Uns kam es wie eine endlose Reise vor. Durch die vielen Einlagen zog sich der Transport irgendwie ins unendliche. Endlich kam die Stadt Rathenow in Sicht. Die Soldaten des 2. und 3. DHJ hatten ja solch einen Marsch schon mehrfach mitgemacht und kannten sich somit auch etwas aus. Der Konvoi fuhr mitten durch Rathenow, deren Straßen hauptsächlich aus Kopfsteinpflaster bestanden, das Gescheppere kann man sich ja vorstellen.
Ab und zu knallte es gewaltig, erst dachten wir Fehlzündung bei den Uris, das war nicht unüblich und wurde teilweise durch die Fahrer mit Absicht herbeigeführt. In diesem Fall waren es aber Platzpatronen aus der Kaschi die man vorher bei Übungsschießen oder woher auch immer organisiert hatte. Die Leute auf der Straße zuckten zusammen, die Kinder freute es. Es hatte den Anschein dass die Menschen der Stadt diese Spektakel gewohnt waren. Wir waren ja auch sicherlich nicht das einzige Regiment was die Stadt frequentierte beim Marsch zum TÜP Klietz.

Blödsinn

Nie vergesse ich die folgende Episode die sich so wie gleich geschildert, wirklich abgespielt hat. Wir fuhren in eine Straße hinein die vor den Häusern kleine Vorgärten oder Autoabstellplätze hatte. Vor einem der Häuser war ein Mann damit beschäftigt den Unterboden seines Autos, ein senfgelber Skoda 1000 MB, mit Elaskon oder so etwas ähnlichem einzustreichen. Das Auto hatte er mittels einer Kippvorrichtung die es damals gab, einseitig angekippt und bearbeitet. Auf dem Grundstück unmittelbar in der Nähe des angekippten Autos stand ein großer Strauch. Genau in diesen schmiss unser EK Harfe ein D-Knaller mit Pfeifton. Erst Pfiff es laut und schrill, dann gab es einen ohrenbetäubenden Knall und der Busch stand in Flammen. Der arme Mann war derart erschrocken, dass er sich mit dem Kopf am Pkw gestoßen hatte, gleichzeitig sprang er wie Rumpelstilzchen herum. Sicher hat er im ersten Moment gedacht sein Auto sei explodiert. Das ganze vollzog sich ja in wenigen Minuten und bevor der Gute mitbekommen hatte was passiert war, waren wir schon weitergefahren. Damals haben wir uns halb totgelacht, heute sage ich, das war einfach nur bescheuert.

Nach dieser Aktion gingen die die Platzer verschossen hatten sofort daran, die Kalaschnikow
zu säubern. Die alten Hasen wussten, dass beim nächsten Halt kontrolliert wurde. Die mit Pulverschmutz versehene Waffe konnte einen da schon verraten. Aber das wusste man unter den Landsern und eine sofortige Kontrolle an Ort und Stelle war nicht möglich, dann wäre das Chaos in der Stadt vollendet gewesen. Somit hatten solche bösen Scherze kaum Auswirkungen und kamen immer wieder vor wie sich bei den weiteren Märschen zeigen sollte.

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24.03.2024 11:24
#104
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Zitat von Feuerbulle im Beitrag #92
@ sandlatscher: das war die sogenannte "VizeKralle" ; bekam das 2. DHJ nach dem "Ausklinken" des Bandmaßes vom 3. DHj. überreicht; in anderen Einheiten erst mit der sogenannten "E-Taufe"... Einklinken des Bandmaßes war später
Rote "Kralle" war wimre für VK und die weiße für DK.
...


Die weiße DK (Kanisterkennzeichnung für Dieselkraftstoff) hatte bei uns auch einige. Das war die sogenannte Dachs-Klammer.
Dachse waren die Sputze, die Frischen, Springer, ersten Diensthalbjahr.
Die VK Vitzeklammer war die Kennzeichnung der Kanister für Vergasertreibstoff.

NVA * GWD 88-90 * 3. Raketenbrigade

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24.03.2024 16:32
#105
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Es wirft sich bei mir die Frage auf, wer hat eigentlich den Spieß-Ural gefahren? Der Schreiber ja nicht, er war ja an einem Geschütz gebunden. Was hat dann der Uralfahrer im normalen Dienst gemacht?

Bei mir in der Kp. war der Spießschreiber auch gleich der Fahrer des Spießfahrzeuges.



FuAB-21/NB-4/AB-4/MSR-24/OHS S08/Rentner

Jedes Ding hat drei Seiten: mein, deine und die der Tatsachen.


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24.03.2024 22:31
avatar  Lessing
#106
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Zitat von oldmafri im Beitrag #105
Es wirft sich bei mir die Frage auf, wer hat eigentlich den Spieß-Ural gefahren? Der Schreiber ja nicht, er war ja an einem Geschütz gebunden. Was hat dann der Uralfahrer im normalen Dienst gemacht?

Bei mir in der Kp. war der Spießschreiber auch gleich der Fahrer des Spießfahrzeuges.


Na der KfZ- GF


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25.03.2024 09:04 (zuletzt bearbeitet: 25.03.2024 10:58)
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#107
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35

Nachdem wir nun die Stadt hinter uns gelassen hatten ging es weiter auf LPG Wegen, am Rand eines kleinen Wäldchens stoppte der Marschkonvoi mit einem mal. Die Befehle kamen per Funk, die Gruppenführer hatte ja diese Handsprechgeräte zur Verständigung.



Nun saßen wir erst einmal auf unseren Kisten im wahrsten Sinn des Wortes und warteten auf die Dinge die kommen sollten. Einfach absteigen war nicht erlaubt, also hieß es warten.
Kurz nach dem Halten kam dann der Befehl absitzen. Alles sprang herunter und stürzte in die Büsche um sich zu erleichtern. Wegen einmal Austreten wurde ja nicht gehalten. Musste man dringend während der Fahrt war das schon unangenehm. Insbesondere wenn es ein größeres Geschäft sein musste. Pinkeln war noch einfach, mit einer Hand am Spriegelgestell festgehalten, mit der anderen Hand das Geschäft erledigt. Beim Groß Geschäft war das schon sehr unangenehm im Moment und auch danach. Hier half es nichts, man musste die FDU Jacke ausziehen wegen der Hosenträger, ein Kamerad hielt einen fest während man den Hintern über die hintere Ladeblanke hielt und sein Ding machte. Leider wurde dabei die Wumme öfter sprichwörtlich zugeschissen, der Gestank später dann war schlimm. Auch das einem die eigenen Kameraden und die der nachfolgenden Fahrzeuge dabei zusahen war mehr als nur unangenehm und sorgte noch für Spott der Kameraden im Nachhinein. Zum Glück war unsere Truppe in einer solchen Situation, das blieb uns erspart.

Nachdem alle sich erleichtert hatten kam der Befehl die Wummen in Stellung zu bringen also von den Uris abzuhängen. Nun kam eine sogenannte „Einlage“ die dem Kommandeur noch schwer im Magen liegen sollte.

Neben dem Plattenweg war ein Feld, auf diesem waren grüne Spitzen zu sehen von einer Aussaat. Was es war weiß ich nicht mehr und wusste es damals sicher auch nicht. Um die Wummen in Aufstellung zu einer Linie zu bringen fuhren nun die Urals auf das Feld zogen einen Kreis und brachten so die Haubitzen in Stellung und zerfuhren so dabei den Acker. Für mich selbst war schon klar, wer das befohlen hatte, hat nicht alle Latten am Zaun. Das sagte ich auch zu unserem BO der dabei war seinen „Gefechtsstandstisch“ einzurichten.

Der zuckte nur mit der Schulter, Befehl ist Befehl und da gab’s nichts zu diskutieren. Wir waren gerade dabei die Haubitze auf die Holme zu stellen da knatterte auf dem Plattenweg ein Moped heran, auf dem saß ein etwas älterer Herr mit Reithosen und so einer Lederkappe auf dem Kopf, er hielt auf unserer Höhe an und ohne abzusteigen polterte er los. Ihr seid wohl verrückt geworden hier auf dem bestellten Acker Krieg zu spielen, wer ist der Oberindianer von diesem Sauhaufen hier? Wir waren etwas perplex dieses unfreundlichen Wortschwalles und deuten auf den Anfang der langen Armeeschlange. Dorthin knatterte er dann auch unverzüglich.

Was nun kam kann ich nur aus Überlieferungen erzählen, wir haben zwar sehen können aber durch die Entfernung nichts gehört. ** der gute Mann war der LPG Vorsitzende und total in Rage. Nachdem er beim Oberst Bartels angekommen ist, wollte der ihn erst gar nicht empfangen. Wo kommen wir denn da auch hin, ein kleiner Bauer will einen Oberst anmachen, der kleine Mann ließ sich aber von den Offizieren nicht abwimmeln und betrat das Zelt des Kommandeurs auch ohne seine ausdrückliche Einladung. Worte wie Idioten, Hornochsen und Volkseigentum Zerstörer sollen noch die nettesten gewesen sein, die da fielen.

Wenn dieser Haufen nicht in fünf Minuten von seinen Feldern runter ist, wird er persönlich beim ZK anrufen und dort von dieser Freveltat bei der Volkseigentum von der Volksarmee sprichwörtlich mit Füßen getreten wird, berichten. Der Oberst Bartels und seine anderen Goldfasanen **sind wohl mehr oder weniger rot angelaufen, das hatten sie so bestimmt noch nicht erlebt.

Der kleine Mann bestieg sein Moped und fuhr knatternd an uns vorbei in die Richtung aus der er gekommen war. Dann kam der Befehl die Batteriechefs sofort zum Regimentskommandeur.

Es sah schon komisch aus wie unser für unsere damaligen Verhältnisse (Altersunterschied) betagter Major Balzow (gut über 40.) im Laufschritt den Plattenweg entlang hastete in Richtung Kommandeur. Dort muss er dann ja völlig außer Atem angekommen sein. Die Zusammenkunft dauerte nur wenige Minuten dann kamen die BCs aus dem Zelt und hasteten zu ihren Batterien zurück. Major Balzow lief recht zügig, rannte aber nicht mehr. Völlig außer Atem und mit hochrotem Kopf befahl er seine Offiziere zu sich. Zwei Minuten später kam der Befehl Stellungswechsel, die Wummen mussten runter vom Acker, das hieß die Marschbereitschaft war wieder herzustellen. Die Uris also wieder ran, die Wummen angeprotzt und runter vom Feld. Nun nahm die endlose Schlange Aufstellung entlang des Plattenweges und möglichst im Schutz des angrenzenden Waldes. Jetzt mussten wir alle, inkl. unserer Vorgesetzten mit Schaufeln den Schaden möglichst eingrenzen. Im Allgemeinen wurde nach solchen Manöverschäden meistens Baupioniertruppen zur Behebung des Schadens eingesetzt. Ob diese Aktion irgendwelche nachträglichen Auswirkungen hatte, darüber wurde später auch nichts bekannt.

Mit Einbruch der Dunkelheit wurde dann der Marsch fortgesetzt. Es ging über unzählige Dörfer und kleinere Straßen, das gehörte mit zur Ausbildung. Hier wurden die verschiedensten Einlagen geübt. Auch welche wie die zuvor beschriebene und andere nichtgewollte Sachen sind passiert. Während unseres Marsches durfte die Marschkette eigentlich nicht unterbrochen werden, dennoch geschah das schon einmal, zum Beispiel durch Fahrzeugschaden. Kurz vor Klietz hatte es dann auch unseren Vorausfahrenden Ural erwischt. Der Motor ging aus und sprang nicht wieder an. Also kurz warten, dann kam ein Offizier und befahl uns die Weiterfahrt. Also fuhr Berkel unseren Ural um das Hindernis herum und wollte den Anschluss zu den Vorausfahrenden Fahrzeugen wieder herstellen. Leider war Berkel nicht der hellste und so kam was kommen musste wir sind in dem Kaff verkehrt abgebogen und alle nachfahrenden Fahrzeuge kamen hinterher. Die Gasse die wir befahren hatten war zwar lang aber ohne Ausgang, eine Sackgasse. Na das Geschrei war groß als man das feststellte. Nun blieb nichts anderes übrig, alle mussten zurück. Mit dem Wummen hinten dran war das aber äußerst kompliziert, der Fahrer sah sie kaum im Rückspiegel.

Jetzt kam für unseren EK Harfe sein nächster großer Auftritt, der Kapo befahl, Geschütz abhängen und Fahrzeug dann wenden. Das auch noch, so breit war die Gasse nun auch nicht. Einige Dorfbewohner fanden sich schon als Zaungäste zu der Lachnummer ein. Harfe ging zu einem Hoftor und schlug kräftig mit seinen Bauernfäusten dagegen. Nach wenigen Minuten schlürfte ein älteres Mütterchen heran, sie fragte was wollen sie? Harfe laut aber bestimmend, machen sie das Tor mal auf wir müssen hier rein, was wollte die alte Frau wissen wollen sie auf dem Hof, hier knallt es gleich richtig, polterte Harfe los. Die Frau war ganz verstört, sicherlich dachte sie in diesem Moment an den Krieg damals als sie laut Gott oh Gott ausrief. Wir nun alle ran, erst die Wumme rückwärts auf den Hof, diese gedreht und dann der Ural. innerhalb von nicht mal fünf Minuten standen wir wieder angeprotzt in der richtigen Fahrtrichtung und der Marsch konnte weitergehen. Das Mütterchen war sichtlich froh das wir wieder friedlich abzogen

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25.03.2024 10:28
avatar  Hab ich nicht ( Gast )
#108
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Hab ich nicht ( Gast )

Hallo,
wie wurden denn die Nachrichtenverbindungen sichergestellt, nach dem abgebildeten Bedienteil UBT 70 zu urteilen, müßte die Funkverbindung zwischen Geschützführer und BC mit mit UFT 721 erfolgt sein. Mit welchen Geräten wurden denn die anderen Verbindungen sichergestellt?, z.B. BC zum Abteilungskommandeur und dann auch zum Regimentskommandeur?.
Gruß


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25.03.2024 11:09
avatar  0bstihj
#109
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Zitat von Gast im Beitrag #108
Hallo,
wie wurden denn die Nachrichtenverbindungen sichergestellt, nach dem abgebildeten Bedienteil UBT 70 zu urteilen, müßte die Funkverbindung zwischen Geschützführer und BC mit mit UFT 721 erfolgt sein. Mit welchen Geräten wurden denn die anderen Verbindungen sichergestellt?, z.B. BC zum Abteilungskommandeur und dann auch zum Regimentskommandeur?.
Gruß


Soweit ich das im Gedächtnis habe und es beurteilen kann, ging die Funkerei immer vom BO Tisch aus. Ich bin mir aber sicher das uns dazu genaues aus berufenen Mündern der ehem. IV. etwas gesagt werden kann.


BO bei der Winterübung
v.l. Ultln. Bann, Rollo, Hermann

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25.03.2024 11:26
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#110
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Hab ich nicht ( Gast )

Hallo,
was ich da auf dem Tisch erkennen kann, wird eine R- 105M sein, links vom Tisch auf der Erde steht ein Feldfernsprechert, vielleicht FF 63 M.
Gruß


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25.03.2024 16:19
#111
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R-105 oder R-108; den Unterschied kann man so nicht erkennen. Jetzt fehlt nur noch das KFG78, oder hatten wir das nur in der B-Stelle ?


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25.03.2024 17:03
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#112
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Hab ich nicht ( Gast )

Hallo,
LaSk R-105, Luftstreitkräfte R- 108, GT R- 109.
Gruß


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25.03.2024 19:14 (zuletzt bearbeitet: 26.03.2024 21:39)
avatar  0bstihj
#113
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36 für 26.03.

Was ich vielleicht erwähnen möchte, meine Erfahrung bei solchen Begegnungen zumeist mit der Dorfbevölkerung waren für uns Soldaten meistens positiv. Viele brachten dann auch mal Limonade, Äpfel gab es auch mal öfters und wenn man richtig Glück hatte auch mal eine Flasche Bier oder sogar auch Wein. Sicher dachten viele an ihre eigene Armeezeit oder
gerade bei Frauen waren die eigenen Söhne vielleicht der Antrieb nett zu sein. Später habe ich es selbst so gehalten. Ob da nun Regulierer standen oder Anhalter in Uniform, da gab’s ein nettes Wort auch mal eine Flasche Bier wenn zur Hand, mitgenommen wurde auch immer. Das galt auch für die Koljas die ja oft wesentlich schlechter dran waren als NVA Soldaten.

Dann endlich in den frühen Morgenstunden des zweiten Tages waren wir endlich in Klietz angekommen. TÜP Klietz bei Magdeburg, ist ein riesiger militärischer Übungsplatz auf dem sich die Einheiten der NVA tummelten. Eine gigantische Sandspielwiese für Militärs. In meiner Erinnerung bezogen wir dann im sogenannten alten Lager große Mannschaftszelte. Die Zelte wurden Zugweise belegt. In den Zelten standen die bekannten Metalldoppelstockbetten. Auf diesen lagen die typischen Armeedecken und das war es auch schon. Alles andere Gepäck was man hatte beschränkte sich auf das Teil 1. Mehr brauchte man auch nicht. An einen Waschraum kann ich mich nicht mehr erinnern, die Toilettenanlage war eine großzügig angelegte Donnerbalkenanlage. Dort gingen alle hin. Ich zog es vor in den Wald zu gehen, war zwar verboten, mir aber egal. Für die nächsten Tage sollte das also unser neuer Lebensraum sein.

Unser Abteilungskommandeur Oberstleutnant Muchs, genannt Apollo, hatte natürlich wie es sich für einen Kommandeur geziemte ein eigenes Zelt. Eins zum Wohnen, eins zum Speisen.
Für das Speisezelt wurde sogar ein Soldat abkommandiert der Essen zubereitete und servierte, das natürlich in weißer Jacke. Der Soldat Thomas Fies…. kam aus Eisenach und war dort Kellner im bestem Haus am Platz. Das machte sich Apollo zu nutzen. Man tafelte schon etwas feudal. In diesem Zelt speisten nur die höheren Offiziere vom Batteriechef aufwärts zum Abteilungsstab. Nicht nur gespeist wurde dort sondern auch gut getrunken. Dazu aber etwas später. Der Rest der Zugführer und Berufsunteroffiziere schliefen im Waggonlager. Einen Speisesaal oder Zelt für die Soldaten ist mir ebenfalls nicht erinnerlich. Wir bekamen alles von der Feldküche was wir zu bekommen hatten.


Na, erinnert ihr euch noch?

Gewaschen wurde sich aus dem Stahlhelm heraus direkt am Geschütz. Dazu wurde das Innenleben des Stahlhelmes herausgenommen und dann ergab das eine kleine persönliche Waschschüssel. Für eine Katzenwäsche und die Rasur reichte das gut aus. Duschen gab es
nicht. Wenn man Glück hatte konnte man ein Bad in der Havel am Abend nehmen. Das war aber sehr selten. Sagen wir es einmal vorsichtig, mit der Hygiene und äußeren Sauberkeit nahm man es im Feldlager nicht ganz so genau. Wie denn auch, der Staub des Platzes kroch überall hin.




Die Verpflegung im Feldlager klappte eigentlich recht gut, Essen kam aus der Gulaschkanone und obwohl alles zusammengemengt wurde im Kochgeschirr was man hatte, der Hunger hat es reingetrieben und man konnte es essen. Am besten war halt die legendäre Erbsensuppe, leider gab es die nicht zu oft. Brot und Brötchen gab es frisch aus der Feldbäckerei und die

kleinen Wurstkonserven oder Marmeladeportionen und Chesterkäse gab es eigentlich auch reichlich. Die Wurstkonserven waren sogar aus teilweise aus Thüringen und Eberswalde. Bei der Ankunft im Feldlager hatte zudem noch jeder einen Komplektekarton erhalten der Atombrot, Wurstkonserven, Margarine, Zucker, Käse und saure Drops enthielt. Hungern mussten wir nicht. Mit meinen Reserven sowieso nicht.

Mein Spieß hatte im Waggonlager einen Waggon den er mit Berufssoldaten teilte. Jetzt musste er alle organisatorischen Angelegenheiten der Batt. selbst erledigen. Nun wusste er wieder was er an einem gut funktionierenden Schreiber hat.

Die Tage in Klietz gingen nur so dahin. Klar hatte man irgendwann auch mal die Schnauze voll. Ständige Stellungswechsel und Buddeleien in dem Sandboden machten einen langsam aber sicher müde. An einem Tag wurde auch ein Stellungswechsel ohne Ural geübt. Das hieß
im Klartext das die Tonnenschwere Wumme durch den Sandboden mit der Körperkraft der Soldaten bewegt werden musste. Eine Schinderei ohne gleichen. Selbst der Bärenstarke Harfe kam da schon mal ins schwitzen. Jetzt waren wir alle froh dass wir ihn hatten, das machte die Qual schon etwas erträglicher dass er mit seinen Bärenkräften die Hauptlast trug.

Der erste scharfe Schuß

Nun sollte der Tag kommen an dem wir scharf schießen würden, bisher war ja alle nur Theorie. Bei vorhergehenden Übungen in Lehnitz oder auf dem Borgsdorfer Acker wurde höchstens mit Platzern geübt, jetzt sollten scharfe Granaten verschossen werden. Wir waren gespannt aber nicht nervös. Die Handlungen wurden ja hunderte mal geübt bis es auch im schlaf saß.
Jetzt war es soweit. Die Abteilung fuhr in die Weiten des Übungsgeländes und aus der Bewegung heraus wurde Stellung befohlen. In Windeseile wurden die Haubitzen an den befohlenen Stellen abgeprotzt und die Haubitzen in Stellung gebracht.


Archivbild: Ich hätte da nicht auf der anderen Seite als Gegner liegen wollen

Der Fahrer brachte seinen Ural in ein Abseits und kam dann als K5 zurück. Ich montierte die Zieleinrichtung am Geschütz, die Kisten mit der Munition hatten ihren Platz gefunden, das Seil am Abzug war angebracht und unser Kapo hatte sich mit seinen Signal Fähnchen bewaffnet. Unser BO hatte inzwischen seinen „Gefechtsstand“ einen Tisch neben seinem Fahrzeug aufgebaut und begann befehlsgemäß mit der Einrichtung der Ziele. Die Kapos hatten ebenfalls ein Sprechfunkgerät dabei und waren über dieses mit dem BO-Stand verbunden. Von dort kamen nun die Befehle zur Einstellung der Koordinaten. Alles musste in Sekundenschnelle passieren. Kaum war ein Ziel eingestellt, das Rohr darauf ausgerichtet wurden die Koordinaten wieder geändert. Taktische Einlage nannte man das. Einen scharfen Schuß hatten wir noch nicht abgegeben.
Diese Maßnahmen dienten sicherlich zu Übung und Zeitüberbrückung, nicht alle Batterien schossen ja mit einmal. Schließlich wollte man ja unterscheiden können wie die einzelnen Einheiten beim Scharfschuss abschlossen.

Endlich war es soweit der Befehl kam über Sprechfunk, der Kapo befahl das Laden der Wumme, Zieleinrichtung war klar, Verschluss auf, Granate auf befohlenen Zünder eingestellt und mittels Ansetzer (ein metriges Holzteil) in den Verschluss geschoben, befohlene Ladung in der Kartusche hergestellt, Kartusche hinein, Verschluss zu, jeder nahm seinen Platz ein, Mund auf, der Kapo signalisierte mittels Flagge die Feuerbereitschaft .Dann kam der Feuerbefehl über die Handfunke. Der Kapo brüllte Feuer, der Gefr. Harfe zog an dem Abzugsseil, mit einem ohrenbetäubenden Knall und Qualm verließ die Granate das Rohr, die Wumme hüpfte hoch und dann war Ruhe. Die plötzliche Ruhe tat im ersten Moment direkt weh. Dann warteten wir auf das Ergebnis, Sekunden darauf kam „Treffer“. Alle strahlten und
freuten sich, das ganze wiederholte sich dann im Minutentakt. Ich meine heute nach zehn Granaten war erst einmal Schluss mit Schießen. Wir waren alle total verschwitzt und durch den aufgewirbelten Staub sahen wir alle wie Wüstenmänner aus. Die Wumme war um den Verschluss Kohlrabenschwarz. Wir freuten uns schon aufs Putzen. So weit war es aber noch lange nicht.


Ohrenbetäubender Krach, Stichflamme und gewaltige Staubwolke und das wenns sein muss mehrfach hintereinander

Wir fieberten nun dem berüchtigten Kanonierschlag entgegen, den jeder neue Artillerist erst erhalten musste um vollwertiger Artillerist zu werden. Die Artilleristenweihe sozusagen. Das war eine Tradition die von Diensthalbjahr zu Diensthalbjahr weitergegeben wurde.
Nun war es soweit, wir die „Glatten“ sollten unsere Weihe erhalten. Nach dem Schießen war es dann soweit, jeder von uns musste einzeln hinter der Haubitze auf die Knie gehen, den Stahlhelm aufsetzen, der Kapo strich mit der Hand über das Verschlussteil, dieses war über und über mit Öligen Pulverruß überzogen, diesen schmierte er nun dem Kniendem rechts und links ins Gesicht sowie über die Stirn. Dann wurde ein Spruch über die Heilige Barbara, die Schutzpatronin der Artillerie losgelassen und als „Befreiungsschlag“ bekam man mit dem Ansetzer eine kräftigen Schlag auf den Stahlhelm. Nun war man im Kreis der Artilleristen aufgenommen. Einen Schluck aus der dafür vorbereiteten Feldflasche gab es ebenfall.

Nun kann sich ja jeder einzeln ausmalen wie man nach dieser „Würdigung“ aussah. Man schwitzte sowieso schon bei der Hitze, die Sonne meinte es gut mit uns, dann noch der Ruß im Gesicht und warmes Wasser zum Waschen gab’s auch nicht. Aber das gehörte nun einmal dazu.

Erst Russ ins Gesicht und dann mit dem Ansetzer der "Ritterschlag" nun war man Kanonier mit Feuertaufe. Der ausführende Uffz. hier war Pinoccio. Zweite Bild (Leihgabe von Flocki), kleine Beratungspause nach dem Schuss

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25.03.2024 21:50
#114
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im letzten Bild steht ein KFG im Vordergrund,Sandlatscher. R-105M sowie FF 63 wurden richtig erkannt. Verbindung GF zu BO mit Flüstertüte bzw UFT; BO - SC R105 bzw. Draht, BC-BO dito ( Draht nur wenn es die Zeit erlaubte) ansonsten Langdrahtantenne ( auch mal tricksenderweise mit R107. - Kfz-Gruppenführer bewegte den Reserve/HFw-Ural wie schon von Lessing erwähnt, es sei denn ,der Spieß hatte "Fahrriemen", gab's auch
Nochmals: Am Geschütz wurden die Anfangsangaben/Einstellungen für das Schießen, sprich Aufsatzstrichskala und Seite (Von Grundrichtung rechts/links Zahlenangabe) mit dem Rundblickfernrohr und dem Seitenrichttrieb eingestellt vom K1 (Richtkanonier). Für die Ermittlung derselben war der Rechner zuständig; die Zielkoordinaten worden vom Aufklärungsgruppenfüherer ermittelt oder von BC und höher befohlen.

Es liegt in der menschlichen Natur, daß man von jeder Einrichtung die Dornen stärker empfindet als die Rosen.

Otto Eduard Leopold Fürst von Bismarck (1815 - 1898), preußisch-deutscher Staatsmann und 1. Reichskanzler

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26.03.2024 10:15
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#115
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Hab ich nicht ( Gast )

Hallo,
Danke für die Info., die R- 107, aber auch die R- 111 deckten ja das ganze Frequenzspektrum ab. Wir nutzen im Feldeinsatz zur Fernbedienung der Funkgeräte das KfG- 2 M.
Gruß


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27.03.2024 09:49 (zuletzt bearbeitet: 27.03.2024 09:53)
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#116
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37

Der Batteriechef als Verhinderer und andere Unrelmäßigkeiten

Was jetzt erzählt wird, hat sich wirklich so zugetragen. Hört sich zwar etwas komisch an, aber es war einfach so. Dafür gibt es ja auch Zeugen. In den nächsten Tagen lief die Übung weiter und so manche scharfe Granaten verließen die Haubitzen. Wir hatten gerade die befohlenen Koordinaten eingestellt, die Wumme geladen für den scharfen Schuss und warteten auf weitere Befehle.

In diesem Moment trat Major Balsow unser Batteriechef hinter das IV. Geschütz und kontrollierte die eingestellten Koordinaten. Er schaute gerade durch das Okular der Zieleinrichtung als der Befehl Feuer kam. Unser Kapo stand wie vom Blitz getroffen da, der Gefr. Harfe der das Abzugsseil in der Hand hielt guckte schief, aber es passierte nichts. Geschütz 4 hatte nicht geschossen. Die 10. Batterie schoss geschlossen fast in einem Takt, nur das 4.Geschütz fehlte. Kaum hatte sich die Staubwolke verzogen und die Granaten waren im Ziel eingeschlagen ging die Schreierei über Sprechfunk schon los.

Wieso hat Geschütz 4 nicht geschossen, was ist los wollte der Stabschef ein Hauptmann wissen. Der Kapo stottere, wir konnten nicht schießen, der Genosse Major stand direkt hinter dem Verschluss. Da brüllte Apollo ins Mikro, das interessiert mich nicht, wenn ich Feuer Befehle wird geschossen, scheißegal was oder wer da herumsteht, verstanden? Sie haben der Batterie die Note versaut, wir sprechen uns noch und dann war erst einmal Ruhe. Unser Kapo lief rot an vor Wut, rief dieses Arschloch und spuckte in den Sand.

Das ganze hatte der Major natürlich mitbekommen, der ging wortlos davon. Hätte Harfe
befehlsmäßig abgezogen, hätte die beim Abschuss rückstoßende Lafette/Rohrstück den Major Balzow unter sich begraben. Das hätte fürchterliches bedeutet. Das Teil/die Lafette kam beim
Abschuss mit Wahnsinnsgeschwindigkeit unter Stichflammenbegleitung nach hinten gut 1,20-1,50m herausgefahren und fuhr nach Abschuss wieder in die Grundstellung zurück.

Der Batterie wurden tatsächlich wegen dieses Vorfalls Punkte abgezogen und somit konnte die Zielnote nicht erreicht werden. Harfe ist disziplinarisch weiter nichts passiert, unserem Kapo auch nicht. Danke für die „Lebensrettung“ hat aber auch niemand gesagt. So war das eben mit den Vorgesetzten. Zoff hatte unser Batteriechef noch mit dem Abteilungskommandeur, Freunde waren die zwei sowieso nicht und das war wohl ein guter Anlass Balzow mal so wieder einen richtig reinwürgen zu können.

Außer dem Tagestratsch ist über diese Angelegenheit nichts weiter herausgekommen und war dann auch bald vergessen, sollte man meinen. Am Abend dieses verkorksten Tages brauchten wir erst mal einen Schluck aus der Feldflasche. Die Flasche hierzu stammte aus den Beständen des Kommandeurs, wozu hatten wir einen der unsrigen als Ordonanz im Kommandeurszelt. Durch ihn waren wir immer ganz gut informiert und versorgt. Wenn das Apollo damals schon gewusst hätte, Missinger war schon nur klein von Wuchs, aber ich Wette, hätte das Apollo durchschaut, er wäre noch einen Kopf kleiner gemacht worden.

Nach der Übung brauchten der Abteilungskommandeur, seine Offiziere, die seinen Getreuen eine Abwechslung bei dem vielen Staub. Also wurde kurzerhand eine Lagebesprechung anberaumt.

** Im Ergebnis dieser Umlage ist dann einer der Offiziere im Zustand der alkoholischen Umnachtung mit einer Kalaschnikow bewaffnet ins freie gerannt, dabei soll er dann bei seinem Sturmangriff in der Dunkelheit gestürzt sein. Die Kaschi muss dem Gesicht im Wege gewesen sein, sie hinterließ Spuren. Am nächsten Morgen jedenfalls humpelte der Offizier durch die Gegend. Da nicht sein konnte was nicht sein darf, war an dem Übel ein Hasenbau in den der Offizier bei der Erfüllung seiner Gefechtsaufgabe getreten war, an allem Schuld.

Wir fragten uns dann schon was passiert wäre, wenn unser Kamerad Missinger nicht hin und wieder ein Fläschchen für uns abgezweigt hätte und die diese auch noch getrunken worden wäre? Die leeren Flaschen mussten natürlich zurück, die wurden ja im Feld wie in der Kaserne von Apollo zur Erfüllung des Pionierauftrages seines Sohnes fleißig gesammelt.

Das Schießen ging noch zwei Tage weiter, diesmal ohne besondere Vorfälle und die Ergebnisse der Batterie konnten sich auf der ganzen Linie sehen lassen. Unser Batteriechef
und der BO waren sehr zufrieden. Das Abteilungsergebnis war auch gut. Die 10. und die 12. Batterie hatten sehr gut abgeschlossen. Wäre nicht der kleine Zwischenfall mit Balzow gewesen?



Am vorletzten Abend fuhr plötzlich ein Ural vor, der BO Ltn. Büler sprang aus dem Fahrerhaus, winkte den 1. Zugführer heran und befahl, antreten lassen.
Schitt dachten wohl die meisten, war es doch schon fast achtzehn Uhr und Gefechtsbereitschaftsschluss für die Batterie, was kommt denn nun. Dann übernahm Leutnant Büler das Kommando, alle schnappen sich ein Handtuch und sitzen auf. Los, diese Art der Befehlsgebung war zwar ungewöhnlich aber wirksam, in Windeseile hatten alle ihr Handtuch dabei und sind auf dem Ural aufgesessen. Dann ging die Fahrt zu einem kleinen Seitenarm der Havel, die das Übungsgelände querte. Dort angekommen, die Klamotten runter und zig junge Kerle vom Soldat bis zum Leutnant tummelten sich nackend in der Havel. Nach so vielen Tagen ohne sich richtig waschen zu können war das eine Wohltat. Nach gut einer Stunde ging es zurück ins Lager, das war das Dankeschön unseres BO an die Truppe für das
gute Verhalten und die gezeigten Leistungen zur Schießübung. Auch so was gab es. Der Leutnant hatte nach dieser „Nummer“ bei der Batterie einen größeren Stein im Brett,wie man so sagte.

Nach den vielen Tagen im Feldlager, mit den unchristlichen Zeiten der Tagesbeginne, den vielen Aktivitäten, den unregelmäßigen Tagesabläufen und nun nach dem einstündigem Bad
waren wir, wenn auch jung und vor Kraft strotzend, doch etwas geschafft. Im Mannschaftszelt wurde es schnell leise, die restlichen paar Bierchen geteilt und der Schlaf übermannte so manchen ziemlich schnell. Im Spießwaggon war es ähnlich, noch einen kleinen Abendtrunk mit den Zugführern und dem BO, dann gingen auch alle in die Falle, am nächsten Morgen sollte mit einer Alarmierung die Abteilung wieder zurück in die Kaserne verlegt werden.

Klietz tschüss fürs erste - auf in die Kaserne

Nun wurde wie schon durchgesickert war 05.00 der Alarm ausgelöst und die Rückverlegung in die heimatliche Kaserne begann. Wir (Spieß und ich ) hatten am Vortag in der Zentral-küche des Feldlagers die Essensverpflegung für die Rückverlegung in Empfang genommen und auf dem Spießural verladen. Nachdem das ganze Gerödel was der Batterie gehörte und welches zurückgeführt werden musste verladen war, gab es für jeden einen Komplektekarton mit Lebensmitteln. Von Atombrot über Margarine, Käse, Wurst, Marmelade und Drops waren da auch Brotscheiben in Alupapier? mit drin. Die sollten für ein Frühstück herhalten. Tee kam aus großen Behältern aus der Feldküche. Das Paket musste für zwei Tage reichen. „Frisches Essen“ sollte es erst wieder in der Kaserne geben. Essen war nicht unser Problem, wir hatten ja gut vorgesorgt. An diesem Morgen lies man die Batterien in Ruhe frühstücken, es gab kein Gebrüll und keine Hektik vor dem Marsch. Selbst das herstellen der Marschkolonne verlief verhältnismäßig ruhig ab, die Strapazen der letzten Tage machten sich nun doch sichtbar bemerkbar. Selbst Leute wie Leutnant Flocki, der BO der 12. der sonst immer forsch drauf war fiel durch schleichende Ruhe auf.

Die Rückfahrt gestaltete sich ähnlich wie dem Anmarsch. Oft fuhren wir auf Seitenwegen, LPG Straßen und nur wenn es sein musste durch Städte. Die Gelegenheit etwas zum trinken zu besorgen waren sehr rar aber nicht unmöglich. Wir lagen bei irgendeinem Dorf im Bereitstellungsraum, getarnt durch Busch und Wald und hatten wieder eine Einlage, aber es geschah nichts, wir standen nur so herum. Also in den Wald und Geschäfte erledigen sowie
Ausschau halten. Es dauerte nicht lange und ein paar jugendliche kamen mit ihrem Moped bei uns angeknattert. Sie hatten wohl die lange Weile sowie Neugier hergetrieben. Harfe haute die
Jungs an ihm doch das Moped zu geben, er würde in den Dorfkonsum fahren und Schluck organisieren. Die hätten das wohl auch gemacht, das habe ich dann aber Kraft meiner Schreiberautorität auch gegenüber dem EK Harfe verhindern können. Du spinnst wohl, was ist wenn aufsitzen kommt und es geht weiter war mein Argument. Ich solle das Maul halten war Harfes Reaktion, das machte ich aber zu seinem Ärger nicht. Jungs wie sieht es aus, wir geben euch Geld und ihr fahrt in den Konsum, geht das, war meine Frage. Klar doch kam von den Dorfjungs machen wir. Wir kratzten also alles Bargeld was wir noch dabei hatten zusammen und gaben es den Jungs. Für ein paar Flaschen Bier reichte es und zwei Flaschen Korn waren auch noch drin, sogar noch ne Schachtel Zigaretten. Jungs haut aber ja nicht ab, nee das machen wir nicht, wir müssen auch noch zur Fahne und wollen dann auch nicht übers
Ohr gehauen werden. Dann fuhren sie mit unserer Kohle davon, hoffentlich nicht auf Nimmerwiedersehen.

Über eine halbe Stunde war schon vergangen von den Jungen nichts zu sehen und zu hören.
Wir hatten uns gerade mit dem Gedanken des Verlustes unserer paar Kröten eingelassen, da hörten wir die Simsons wieder ranknattern. Die Jungs hatten Wort gehalten und das
gewünschte gebracht. Es hat gedauert erklärten sie, wir mussten erst einen Kumpel holen der schon 18 ist, die Olle im Konsum weis doch wie alt wir sind und rückt da nichts raus.

Sie reichten uns die beiden Teil 1 welche wir mitgegeben hatten auf den Ural herauf, Bier, Korn und Zigaretten waren wie bestellt drin. Im zweiten Teil war sogar etwas frisches Brot, ein Ring Knackwurst aus Hausschlachtung und Äpfel drinnen die sie uns schenkten. Wir haben uns mit einer Runde Zigaretten und einem Schluck aus der Bierpulle bedankt. Das Restgeld konnte sie ebenfalls behalten. Solche Sachen habe ich dann noch auf weiteren Märschen erlebt.

Die Dorfbevölkerungen mit denen wir in Kontakt kamen waren eigentlich zu uns Soldaten meistens positiv eingestellt, es gab mal ein nettes Wort, mal was zu trinken oder auch mal einen Apfel halt. Auch mit der Dorfjugend kam man in der Regel gut hin. Nach gut zwei Tagen sind wir am frühen Abend wieder in Lehnitz im Objekt eingetrudelt. Vorfälle hatte es unterwegs durch uns nicht gegeben. Wie auch, die Mehrheit lag ja hinten auf den Uris und schlief den Schlaf der Gerechten.

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27.03.2024 10:39
#117
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Zur Ergänzung. R-105 für TT und Einheiten LaSK außer, Ari mit R-108 und TLA mit R-109, bis R-111 (fest in gepanzerter Technik) parallel zur R-123 und R-107 als transportabel ersetzt/ausgetauscht wurden.



FuAB-21/NB-4/AB-4/MSR-24/OHS S08/Rentner

Jedes Ding hat drei Seiten: mein, deine und die der Tatsachen.


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27.03.2024 13:46
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#118
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Hab ich nicht ( Gast )

Hallo,
wir hatten die R- 111 auch stationär im Einsatz, für das FuN der Benachrichtigung und Warnung, in der stationären Funkzentrale Stab Regiment. Die Gegenfunkstellen hatten die R- 109 D/M, bei Notwendigkeit mit einen Leistungsverstärke, im Einsatz. Luftlinie der entferntesten Einheit ca. 45 Km.
Ansonsten mobil auf der R- 142 auf GAZ 66 und auf der R-1125 auf UAZ 469.
Gruß Frank


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27.03.2024 20:17
#119
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Auf dem UAZ des BO war ein abgespeckter 1125 Satz drinne, also auch mit der R-111. Wimre war die R-130 auch drin ( für KW-Radio)

Es liegt in der menschlichen Natur, daß man von jeder Einrichtung die Dornen stärker empfindet als die Rosen.

Otto Eduard Leopold Fürst von Bismarck (1815 - 1898), preußisch-deutscher Staatsmann und 1. Reichskanzler

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28.03.2024 11:36
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#120
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Hab ich nicht ( Gast )

Hallo,
die R- 1125 gab es nach Hörensagen auch mit der SEG- 15 D an Bord, diese hatten wir in den Funkräumen der Bataillone neben der R - 104 M stationär in Betrieb. Wir hatten neben der R- 142 auf GAZ 66 auch noch die bewährte R- 125 P/PM auf GAZ 69 im Betrieb, in der Nachrichtenkompanie und den Nachrichtenzügen der Bataillone und in der 9. - 12. Kompanie.
Gruß


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