Erinnerung an Kindheit und Jugendzeit

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26.12.2024 10:40
#21
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Bevor ich die 80er-Runde beende noch schnell ein paar Erinnerungen an die Zeit zwischen 44 und 53. Ich durfte als 5tes Kind in Weimar den ersten Schrei von mir geben. Leider haben meine Vorgänger nicht die Hürden des Krieges geschafft, sodass ich zum "Erstgeborenen" wurde. Die Thüringer Landeshauptstadt war also mein Geburtsort. Ob aber Schiller und Goethe oder das unsägliche Gau mit seinen Erscheinungen meine Entwicklung beeinflusste, kann ich heute nicht mit Sicherheit sagen. Sicher ist aber, dass meine Kindheit sehr wohlbehütet verlaufen ist. Immerhin war meine Verwandtschaft nicht zu verachten. Mein Opa ein Tischler, meine Oma eine "Aufwartefrau", mein anderer Opa ein Stadtpolizist und meine Oma schlicht eine Hausfrau. Da gab es aber noch andere, für die damalige Zeit wichtige Personen. Ein Onkel war Buchbinder bei der Knaben-Buchbinderei (meine Kinderliteratur war gesichert), der nächste Verwandt ein Fleischer mit eigener Fleischerei und der Dritte im Bunde war ein Bäcker. Damit war fast alles abgesichert, was ein Kind so brauchte. Spielzeug, na klar, Mutter arbeitet ja bei Hertel als 1. Verkäuferin. Hertel war ein bekannter Spielzeugladen. Was noch fehlte, war eigentlich Obst und Gemüse. Opa Paul hatte dafür mit seinem Garte gesorgt. Bei ihm gab es Häschen und Tauben, gelegentlich auch sehr stark angewärmt, das war aber dann Omas Bereich.
Als Spielplatz hatte ich ja mit anderen Kindern das zerstörte Sauckelsche-Kongresszenter. Auch gab es gegenüber unsere Wohnung ein zerbombtes Haus, das zum Spielen einlud.
Opa Paul brachte mir bei, wie man sich in einem Garten bewegte und was man ernten konnte. Nur an seine Tauben und Kaninchen hatte ich nichts zu schaffen, da war er sehr eigen. Vater war ja nach seiner ausgeheilten Verwundung von der Firma entlassen worden. Einen behinderten Elektriker konnte man nicht gebrauchen. Der Weg, der ihm offenblieb, war die Landespolizei in Thüringen. Hier wurde er als Leiter eines technischen Dienstes eingestellt. Für mich gut, denn hier wurde mein Interesse an der Nachrichtentechnik geweckt.
Bis zur 3. Klasse war also alles im "Grünen Bereich" würde man heute sagen.



FuAB-21/NB-4/AB-4/MSR-24/OHS S08/Rentner

Jedes Ding hat drei Seiten: mein, deine und die der Tatsachen.


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30.12.2024 17:56
#22
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1953 bis 1961 war für mich dann eine Zeit, an die ich mich nicht besonders gerne erinnere. Die Bildung der Bezirke war auch mit der Umstrukturierung der Polizei verbunden. Mein Vater bekam die leitende Stellung des Nachrichtenbereiches übertragen und wir zogen nach Erfurt. Zur Schule hatte ich es nicht sehr weit. Einfach bis an das Ende der Straße und dann über die Wiese zur Schwemmbachschule. Bis zu meiner Umschulung zur Oberschule nach Neudietendorf, hatte ich keine echten Schulfreundschaften. Im Gegenteil, aufgrund meiner familiären Situation (Vater war ja Polizist) hatte ich mehr zu leiden. Besonders 2 Schüler (Gütt und Friedrich) ließen mich spüren, dass Polizei etwas verachtungswürdiges ist/war. Heute würde man Mobbing zu den Handlungen sagen. Aus heutiger Sicht war da das Elternhaus dieser Schüler der Ausschlag gebende Faktor. Mir Beginn der 8. Klasse hatte das zwar sein Ende, da beide Familien republikflüchtig geworden waren. Ihr Hass habe ich später erfahren, waren wohl die Erlebnisse und politische Einstellung aus der Vergangenheit. Die 8 habe ich dann mit einer richtigen Prüfung abgeschlossen. Wer richtig mitgelesen hat, dem Werden 3 Jahre noch fehlen. Die mittle Reife sollte ich in einer Internatsoberschule erringen. So wurde Neudietendorf zu meiner neuen Schulheimat. Die Hälfte habe ich geschafft. Ursache für den Abbruch war ein Sportunfall, bei dem ich mir die Lendenwirbel angebrochen hatte. Somit gab es kein weiteres Verbleiben in dieser Internatseinrichtung. Die Zeit aber bis zum Unfall war für mich als Stadtkind hervorragend. Mit einem guten Durchschnitt aus der 8. Klasse hatte ich zumindest schulisch ein gutes Polster. Neu für mich war allerdings der UTP auf einer LPG (in Erfurt war dieser Unterricht für mich im Funkwerk). Schweineaufzucht und Melken standen da auf dem Plan, da die Masse meiner damaligen Mitschüler ja aus dem ländlichen Bereich um Erfurt kamen. Es war sehr interessant, aber eben durch den Unfall nur von kurzer Dauer. Sodass ich im September 59 erneut, aber in Erfurt, die Schulbank drücken konnte. Mit gutem Ergebnis hatte ich da den Abschluss geschafft. Interessant ist auch, dass von allen Lehren mir nur meine 1. Klassenlehrerin Fr. Speidel und dann die Lehrer der 9. und 10 Klasse in Erfurt ihre Eindrücke hinterlassen habe.
Herr Kirsch (Klassenleiter und Deutsch), Frau Dr. Kittel (Chemie), Herr Hosemann (Mathematik und Physik), Frau Blankenburg (Biologie), um nur einige zu nennen.
Mein Vater wolle, dass ich unbedingt zur Post in die Lehre gehen sollte, aber den ganzen Tag nur im Außenbau, das war nicht mein Fall. Die technische Seite war da schon besser, aber leider nicht bekommen. Als Schülerassistent bei Frau Dr. Kittel hatte sie mein Interesse an der Chemie geweckt und so kam es, dass ich Chemielehrling wurde.
Beim UTP in Erfurt hatten wir als "Patenbetrieb" die Gärtnerei Schmidt in der Leipziger Str. DA konnte ich was aus dem Umgang mit Blumen und Pflanzen lernen. Chrysanthemen, Alpenveilchen wurden meine Freunde und Gladiolen später mein Hobby. Es war also alles in allem eine gute Zeit.



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